Dokumentation von Folterspuren

24.03.2023

Am 24. März ist der internationale Tag für das „Recht auf Wahrheit über schwere Menschenrechtsverletzungen und für die Würde der Opfer“. Eine der schwersten Menschenrechtsverbrechen ist Folter. Einige der traumatisierten geflüchteten Menschen, die im Zentrum ÜBERLEBEN betreut werden, sind Betroffene dieser Gräueltat.

Was ist Folter?

Die Dokumentation von Folterspuren sowie der Beweis von Folter, ist schwer. 1984 verabschiedeten die Vereinten Nationen die Antifolterkonvention. Laut der Konvention ist Folter jede Handlung, «durch die einer Person vorsätzlich große körperliche oder seelische Schmerzen zugefügt werden, zum Beispiel, um von ihr oder einem Dritten eine Aussage oder ein Geständnis zu erlangen, um sie für eine tatsächlich oder mutmaßlich von ihr oder einem Dritten begangene Tat zu bestrafen oder um sie oder einen Dritten einzuschüchtern oder zu nötigen, oder aus einem anderen, auf irgendeiner Art von Diskriminierung beruhenden Grund.» Folter wird von Angehörigen staatlicher Organe oder von in deren Auftrag handelnden Personen veranlasst oder mit deren ausdrücklichem stillschweigendem Einverständnis durchgeführt.

Wie werden Folterspuren dokumentiert?

Im Jahr 2004 wurde das Istanbul-Protokoll von den Vereinten Nationen anerkannt. Dieses schafft eine umfassende Grundlage für die Dokumentation von Folterspuren und ist ein Instrument, um Folterüberlebenden medizinische, psychotherapeutische und juristische Hilfe zu bieten. Die Standards dieses Protokolls bieten die Grundlage für Diagnostik und Dokumentation von Fällen. Die Verfahren werden von den Justizbehörden anerkannt. Worauf wir besonders stolz sind: An der Erstellung des Istanbul-Protokolls haben auch Kolleg:innen aus dem Zentrum ÜBERLEBEN bzw. dem vorherigen Behandlungszentrum für Folteropfer e.V. (bzfo) mitgearbeitet.

Warum ist die Dokumentation so relevant?

Die Dokumentation von Folterspuren und physischen sowie psychischen Menschenrechtsverletzungen im Rahmen der rehabilitativen Maßnahmen ist ein großes Anliegen des Zentrum ÜBERLEBEN. Neben unserer klinischen Arbeit legen wir einen weiteren Schwerpunkt auf die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen, um das Unsagbare öffentlich sichtbar zu machen und somit auch präventiv zu wirken.

Die Nutzung der Dokumentation im aufenthaltsrechtlichen Verfahren kann Betroffenen zugutekommen, denn Folterüberlebende sind durch die UN-Antifolterkonvention geschützt. Laut Artikel 2-4 darf in kein Land abgeschoben werden, in dem für den Betroffenen Folter zu erwarten ist. Außerdem ermöglicht erst die Dokumentation systematischer Folter, die Verfolgung innerhalb des internationalen Rechtssystems. Ein Beispiel dafür ist der Prozess gegen syrische Folterer vor dem Oberlandesgericht in Koblenz, an dem wir in Kooperation mit dem ECCHR unterstützend mitgewirkt haben (>mehr dazu).

Darüber hinaus wird die Dokumentation von Folterspuren in aufenthaltsrechtlichen Verfahren von Behörden, wie dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge oder von Verwaltungsgerichten, vorausgesetzt und ist somit im Asylverfahren überaus relevant.

Das Zentrum ÜBERLEBEN hat für seine Expertise in diesem Bereich ein hohes Renommee. Wir sind seit vielen Jahren ein Anlaufpunkt für traumatisierte Geflüchtete, die Folter oder folterähnliche Menschenrechtsverletzungen erlebt haben. Die psychischen und physischen Folgen werden von uns kostenfrei dokumentiert.

So sichern wir unsere Expertise:

Seit 2020 erhalten wir eine großzügige Unterstützung durch die CMS Stiftung, um Anamnesen und Befunde zu erheben, Stellungnahmen zu verfassen sowie Supervisionen und Fortbildungen für relevante Institutionen und Fachpersonen durchzuführen. Für uns sind die Fortbildungen ganz besonders wichtig, um unsere Qualitätsstandards und Expertise im Bereich Folterspurendokumentation für die Zukunft abzusichern.

*Symbolbild/anonymisiertes Foto



Möchten auch Sie geflüchteten Menschen helfen?

Wenn Sie unsere Arbeit für traumatisierte geflüchtete Menschen und Überlebende von Folter und Kriegsgewalt unterstützen möchten, spenden Sie uns und helfen so direkt den Betroffenen aus über 40 weiteren Ländern, die bei uns eine sichere Anlaufstelle und dauerhafte Unterstützung finden. Nur mit Spenden ist unsere Arbeit möglich, deshalb freuen wir uns, wenn Sie uns tatkräftig zur Seite stehen!

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