Wie (Aus-)Bildungsangebote für Geflüchtete und Migrant:innen den Grundstein für eine bessere Zukunft legen können

Mohammed Jouni für Engagement für Geflüchtete ausgezeichnet

8.12.2021

Unsere Angebote können den Weg in eine selbstbestimmte, unabhängige Zukunft ebnen – diesen Satz lesen Sie, liebe Interessierte und Leser:innen, häufig von uns. Geschichten, wie die von Mohammed Jouni, zeigen, dass er stimmt. Neben therapeutischen und sozialen haben sich im Zentrum ÜBERLEBEN auch die Bildungsangebote etabliert, die einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass Migrant:innen und Geflüchtete eine berufliche Perspektive entwickeln können. So wie Mohammed.

Mohammed Jouni wurde im November dieses Jahres mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrespublik Deutschland ausgezeichnet. Eine Auszeichnung, die er mit gemischten Gefühlen sieht. Er sagt, wenn jede:r hier die gleichen Chancen auf Bildung, Partizipation und Teilhabe hätte, bräuchte es diese Ehrung nicht. Mohammed weiß, wovon er spricht. Er hat selbst die Erfahrung gemacht, wie schwierig es ist, als Geflüchteter nach Deutschland zu kommen und für seine Rechte, seine Bildung, seine Zukunft zu kämpfen. Nun unterstützt er andere dabei, die diesen Weg noch vor sich haben, unter anderem als Schulpate der Berufsfachschule Paulo Freire im ZÜ, aber auch mit der von ihm gegründeten Organisation „Jugendliche ohne Grenzen“ oder seiner Arbeit im Beratungs- und Betreuungszentrum für junge Geflüchtete (BBZ).

Als er 2006 zu uns ins Zentrum ÜBERLEBEN, genauer gesagt in den Pflegebasiskurs der heutigen Berufsfachschule Paulo Freire kam, war er bereits seit einigen Jahren in Berlin, geflohen aus dem Bürgerkrieg im Libanon. Marco Hahn, damals Kursleiter der Pflegebasiskurse und heutiger Schul- und Abteilungsleiter, kennt Mohammed seit dieser Zeit. Er hat ihn als sehr interessierten und damals schon politisch engagierten Menschen kennengelernt. „Unser Ziel ist es, Menschen wie Mohammed, die aus verschiedensten Gründen Brüche in ihren Bildungsbiografien aufweisen, eine positive Bildungserfahrung zu vermitteln und ihnen zu zeigen, dass sie mehr können. Bildung ist der Grundstein für eine unabhängige und sichere Zukunft. Deshalb versuchen wir Geflüchteten sowie Migrantinnen und Migranten, die besondere Unterstützungsbedarfe haben, diese Unterstützung im Rahmen unserer Angebote zukommen zu lassen.“ Mittlerweile absolvieren etwa 80 Menschen jährlich die halbjährlichen Pflegebasiskurse an der Berufsfachschule, die parallel zum normalen Schulprogramm laufen. Koordiniert werden die Kurse von Khaled Davrisch, der damals mit Mohammed Jouni zusammen den Kurs besucht hat und ihn auf ähnliche Weise als Start in ein gesichertes Leben nutzen konnte.

Mohammed Jouni hat mit dem Pflegebasiskurs den Grundstein für seine berufliche Laufbahn gelegt. Im Anschluss an den Kurs absolvierte er eine dreijährige Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger bei Vivantes, sammelte einige Jahre Berufserfahrung und begann später sein Studium der Sozialen Arbeit. Der Berufsfachschule Paulo Freire ist er nach wie vor verbunden. Er engagiert sich als Schulpate im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und informiert Klient:innen im BBZ über das Schul- und Kursangebot der Berufsfachschule.

„Beispiele wie Mohammed motivieren uns als Team in der Berufsfachschule ungemein“, sagt Marco Hahn. „Es ist toll zu sehen, wie junge Menschen es schaffen, sich weiter zu entwickeln und schließlich selbst viel Verantwortung für sich und andere zu übernehmen“.

 

Im Zentrum ÜBERLEBEN bietet die Berufsfachschule Paulo Freire unter dessen Trägerschaft Ausbildungs- und Berufsvorbereitungsangebote für den sozialpflegerischen Bereich. Bei uns sind alle willkommen, die Eignung und Interesse für das Berufsfeld Gesundheit/Pflege und Soziales mitbringen. Wichtig ist sowohl, dass die Schüler*innen Interesse am Beruf einer Pflegekraft haben als auch die persönlichen und gesundheitlichen Voraussetzungen mitbringen. In der Berufsfachschule Paulo Freire werden sie unterstützt, kompetente und verantwortungsvolle Pflegekräfte zu werden und gute Chancen in einem gefragten Berufsfeld zu bekommen. Mehr unter www.pflege-lernen.org.

 

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