Wir fordern:

Keine weiteren Bundesmittelkürzungen für psychosoziale Zentren

26.09.2024

Der erste Entwurf des Bundeshaushaltsplans 2025 wurde veröffentlicht und ist ein harter Schlag für sämtliche psychosoziale Zentren in Deutschland. Laut aktuellem Stand sollen die Bundesmittel zur Unterstützung von traumatisierten geflüchteten Menschen um ca. 50 Prozent gekürzt werden. Das bedeutet konkret: Weniger Stellen und weniger Therapieangebote für besonders schutzbedürftige Menschen, die in ihrer Heimat oder auf der Flucht furchtbare Dinge erleben mussten.

Die AfD in Brandenburg singt nach ihrem Wahlerfolg „Wir schieben sie alle ab“, Friedrich Merz betont seine „tiefste Sorge um unser Land“ aufgrund der Zuwanderungszahlen – und nun sollen konsequent Maßnahmen eingestellt werden, die geflüchteten Menschen dabei helfen, ihre psychische Gesundheit aufrechtzuerhalten und sich in Deutschland ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Die letzten Wochen haben deutlicher denn je gezeigt: Der Rechtsruck ist in der Mitte der Gesellschaft angelangt. Und die vermeintlichen Lösungen, die infolgedessen präsentiert werden, sind vielmehr provokative Volkshetze als Ansätze, sich den Problemen produktiv anzunähern.

„Für psychosoziale Zentren wie unser Zentrum ÜBERLEBEN, zeigt die aktuelle Situation ganz deutlich, dass wir uns in eine Abwärtsspirale begeben“, erklärte unsere Geschäftsführerin Kirstin Reichert. „Unsere Arbeit besteht darin, durch psychotherapeutische und integrative Angebote, traumatisierte geflüchtete Menschen dabei zu unterstützen, sich in Deutschland eine stabile Zukunft aufzubauen. Solche Handlungsansätze führen uns zu den Ergebnissen, die wir eigentlich genau jetzt brauchen: Menschenwürdige Lösungen, die ein friedliches Miteinander in den Vordergrund stellen. Umso schockierender ist die Ankündigung der Bundesregierung, im nächsten Jahr die ohnehin verhältnismäßig geringen Bundesmittel, die uns zur Verfügung gestellt werden, um weitere etwa 50 Prozent zu kürzen.“

Unter den geflüchteten Menschen in Deutschland haben etwa 87 Prozent potenziell traumatisierende Ereignisse erlebt. Dazu zählen unter anderem Krieg, Verfolgung oder Zwangsrekrutierung. Um die 30 Prozent sind von depressiven Erkrankungen oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung betroffen. Der Bedarf an psychotherapeutischer Versorgung ist entsprechend äußerst hoch. Im Jahr 2022 haben psychosoziale Zentren jedoch nur 3,1 Prozent des Versorgungsbedarfs in Deutschland abdecken können.[1] Das bedeutet konkret, dass nur drei von 100 traumatisierten geflüchteten Menschen psychotherapeutisch versorgt werden.

Wir fordern von der Bundesregierung, den Entwurf des Bundeshaushaltsplans 2025 angesichts des hohen Bedarfs und gemäß dem Versprechen im Koalitionsvertrag, psychosoziale Zentren finanziell zu unterstützen, anzupassen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Politik auf Kosten der Schwächeren in unserer Gesellschaft gemacht und sie somit weiter ausgegrenzt werden!

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Nur gemeinsam mit unseren Unterstützer:innen können wir es schaffen, traumatisierten geflüchteten Menschen unabhängig von Bundesmitteln und anderen öffentlichen Fördermitteln zu helfen. Vor allem regelmäßige Spenden sichern unsere Arbeit vor der Willkür der politischen Entscheidungsebene. Jeder Beitrag zählt!


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[1] BAfF: Psychosozialer Versorgungsbericht in Deutschland 2024, S. 71-72.