Jahresbericht 2023/2024
Berufsvorbereitung im Zentrum ÜBERLEBEN
Unterstützung bei der Jobsuche
Eine neue Sprache erlernen, sich in einer fremden Umgebung für Jobs bewerben und am Arbeitsmarkt behaupten – all das sind Herausforderungen, die sich für jeden Menschen schwierig gestalten. Die Klient:innen, welche sich an die Abteilung für Flüchtlingshilfen wenden, haben meistens noch viel mehr Dinge zu bewältigen: Keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus, eine unsichere Wohnsituation und eventuell auch eine Familie, um die sie sich kümmern müssen. Durch verschiedene Kurse werden sie dabei unterstützt, sich in Deutschland Schritt für Schritt ein eigenständiges Leben aufzubauen.
„Heute werden wir uns anschauen, wie man ein Anschreiben für eine Bewerbung formuliert. Hat jemand von euch schon mal hier in Deutschland ein Bewerbungsanschreiben gemacht?“ – Natia Kasrashvili, Projektmitarbeiterin in der Abteilung für Flüchtlingshilfen und Kursleiterin schaut fragend in die Runde. Es ist Donnerstagmorgen, vor ihr sitzt eine Gruppe von Teilnehmenden aus verschiedenen Ländern. Sie besuchen den Berufsorientierungskurs der ihnen beim Einstieg in die Berufswelt helfen soll. Ein paar heben die Hände, andere haben noch keine Erfahrung mit dem Verfassen eines Bewerbungsschreibens gemacht. „Alles klar, dann teile ich jetzt hier ein paar Beispiele aus.“ Der Berufsorientierungskurs hat etwa zehn Teilnehmende und dauert vier Monate. Zum Start werden die Teilnehmenden dazu animiert, ihre Stärken und bisherigen (Berufs-)Erfahrungen zu reflektieren und daraus ihre Ziele abzuleiten. Wo wollen sie sich hinbewegen, in welchem Bereich möchten sie in Zukunft gerne arbeiten? Ihre Antworten auf diese Fragen leiten die daran anschließende Praktikumssuche.
Dafür werden sie im zweiten Schritt von den Mitarbeitenden der Flüchtlingshilfen dabei unterstützt, ihre Bewerbungsunterlagen aufzubereiten. Anschreiben, Lebenslauf, die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und Zertifikaten – auch bei der Aufnahme von Bewerbungsfotos steht das Team ihnen zur Seite und berät sie bei der Auswahl eines passenden Fotos. „Das Team der Flüchtlingshilfen war eine große Unterstützung für mich“, erklärt Marina D. Sie ist vor vier Jahren nach Deutschland gekommen und hat über das Willkommenszentrum von den Kursen der Flüchtlingshilfen erfahren. Nachdem sie den viermonatigen Berufsorientierungskurs besucht hat, konnte sie nun einen Ausbildungsplatz in einer zahnmedizinischen Klinik finden. Dadurch konnte eine Bleibeperspektive geschaffen werden. „Dank ihnen habe ich einen Job gefunden, der mir gefällt. Sie haben mir bei allen möglichen Fragen geholfen, wir haben zusammen eine passende Stelle gesucht und sogar den Papierkram gemacht.“
Im Jahr 2023 nahmen 119 Menschen an den berufsvorbereitenden Kursen der Flüchtlingshilfen teil. Die Abteilung für Flüchtlingshilfen bietet Berufsorientierungskurse im kaufmännisch-gewerblichtechnischen Bereich an. Das Programm umfasst fünf Unterrichtsfächer: Deutsch, Mathematik, EDV, Wirtschaft und Berufskunde. Im Rahmen des Projekts „Bridge – Berliner Netzwerk für Bleiberecht“ wurden außerdem insgesamt 153 Klient:innen psychologisch, psychosozial und /oder pädagogisch begleitet.
Die letzte Station des Kurses ist ein vierwöchiges Praktikum. Die Kursleitung arbeitet gemeinsam mit den Teilnehmenden darauf hin, dass sie gemeinsam einen Praktikumsplatz finden, der ihren Interessen und Stärken entspricht. Je nach Qualifikationen schauen sie aber auch individuell, ob sich nicht sogar direkt eine Ausbildungs- oder Jobsuche anbietet. Ganz zum Schluss gibt es ein Zertifikat, das die Teilnahme am Kurs bescheinigt
„Das Schönste an meiner Zeit bei dem Kurs war der Kontakt zu den Mitarbeitenden. Sie waren alle so lieb und hilfsbereit. Ich konnte mich mit allen Fragen an sie wenden und sie haben mir bis zuletzt in jedem Schritt bei der Jobsuche zur Seite gestanden. Ohne sie hätte ich das so nicht geschafft“, bekräftigt Marina D.
Im Donnerstagskurs haben sich die Teilnehmenden auf Anweisung in Zweiergruppen zusammengesetzt. Sie gehen gemeinsam verschiedene Bewerbungsschreiben durch, sollen erstmal versuchen, Inhalt und Aufbau des Textes zu verstehen. In wenigen Wochen schon werden sie diejenigen sein, die eigene Bewerbungsschreiben formulieren und an Arbeitgeber:innen ihrer Wahl verschicken. Im besten Fall läuft es bei ihnen ganz ähnlich wie bei Marina D. und sie finden etwas, was sie glücklich macht.
Das Projekt „bridge-Berliner Netzwerk für Bleiberecht“ wird im Rahmen des Programms „WIR – Netzwerke integrieren Geflüchtete in den regionalen Arbeitsmarkt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert und aus Berliner Landesmitteln kofinanziert. Das Projekt endet im September 2026.
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* Der Schutz unserer Patient:innen ist uns wichtig. Deswegen arbeiten wir mit Anonymisierungen bei Persönlichkeitsdaten und Fotos.
05.11.2024