Jahresbericht 2023/2024

Die Arbeit der Tagesklinik

Mit Fortbildungen weiterwachsen

Sylvie Ngangoué (links) & Loretta Sundmacher (rechts)

Im Leben und am Arbeitsplatz hat man nie ausgelernt – um die vorhandene Expertise zu erweitern, unterstützt die Tagesklinik* im Zentrum ÜBERLEBEN, dass ihre Mitarbeitenden Fortbildungsangebote wahrnehmen. Was die Mitarbeitenden daraus mitnehmen, ist sowohl für Klient:innen als auch für sie selbst gewinnbringend. Nicht zuletzt ist es uns im Zentrum ÜBERLEBEN wichtig, unseren Mitarbeitenden Möglichkeiten des persönlichen Wachstums zu eröffnen. Unterstützung für die Finanzierung der Fortbildungen verdanken wir privaten Spender:innen und der Arbeitsgemeinschaft für wissenschaftliche Psychotherapie Berlin. Hier erzählen drei Kolleg:innen aus dem Team der Tagesklinik über Fortbildungen, die sie besucht und was sie dabei gelernt haben.

Inwiefern kann der Einsatz des Körpers in der Verhaltenstherapie eine Rolle spielen? Was für Achtsamkeitsmethoden gibt es? Und was ist das „Compassionate Self“ (Mitgefühl mit sich selbst) und wofür ist es relevant? Diesen und weiteren Fragen wurde in einer Reihe von Fortbildungen auf den Grund gegangen, die unsere Tagesklinik-Mitarbeitenden besucht haben. Eine von ihnen ist Psychotherapeutin Loretta Sundmacher. Sie hat an drei Workshops zur Behandlung komplexer Traumafolgestörungen teilgenommen.

„Da bei uns viele Menschen mit einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung in Behandlung sind, waren die Inhalte aus den Fortbildungen sehr hilfreich und vieles davon können wir direkt im Umgang mit unseren Klient:innen anwenden. Besonders interessant war für mich der Teil, in dem wir mehr über die Identifikation von Werten und Wünschen in der Verhaltenstherapie erfahren haben, welche in der trauma-fokussierten Arbeit oft zu kurz kommen. Sich nicht nur darauf zu konzentrieren ‚was soll weg‘, sondern ‚wo will ich eigentlich hin, welches Leben möchte ich leben‘. Außerdem wurde in den Workshops vermittelt, wie man Klient:innen dabei unterstützen kann, Problemen durch Mitgefühl und Akzeptanz für sich selbst anders zu begegnen, gerade weil viele unserer Klient:innen eher ausgeprägte Scham- und Schuldgefühle haben“, erklärt Loretta Sundmacher.

Neben dieser Fortbildungsreihe, die mit ihrem Schwerpunkt auf Traumatherapie den Kern der Tagesklinik-Arbeit thematisierte, nahmen unsere Mitarbeitenden noch weitere Angebote zur Wissensvertiefung wahr. So hat sich Kognitions- und Achtsamkeitstrainer Alireza Ghandchi zum Thema Körperpsychotherapie fortgebildet.

„Es ging in der Veranstaltung hauptsächlich um den Einsatz des Körpers in der Verhaltenstherapie durch körperorientierte Techniken wie Entspannungsverfahren“, so Alireza Ghandchi. „Mittlerweile kommt der Körper in ganzheitlichen psychotherapeutischen Behandlungsmethoden immer mehr zum Einsatz. Schon so etwas wie die eigene Körperhaltung kann einen Einfluss auf die Erhöhung der eigenen Körperwahrnehmung und das Wohlbefinden haben. Ich finde es spannend, wie hierbei die körperliche Dimension der traumatischen Erfahrung einen wichtigen Platz bekommt.“

Pflegeassistentin Sylvie Ngangoué hat sich dafür entschieden, die Fortbildung „Achtsamkeit in Action“ zu besuchen. Darin konnte sie mehr darüber lernen, welche Achtsamkeitsübungen in Hochstresssituationen hilfreich sind. Ein besonderer Moment, der ihr dabei in Erinnerung geblieben ist?

„Der Fortbildungsleiter erklärte uns: ‚Wenn Sie etwas Gutes für Ihre Patient:innen tun wollen, tun Sie etwas Gutes für sich.‘ In diesem Moment realisierten alle Teilnehmenden, dass wir unsere Patient:innen immer daran erinnern, achtsam mit sich umzugehen, während wir das als Mitarbeitende oft selbst im Arbeitsalltag vernachlässigen. Der Austausch hat uns gezeigt, dass wir bewusster Selbstfürsorge ausüben, den Stress reduzieren, öfters innehalten, gelassener werden, dafür sorgen mehr Lebensfreude zu empfinden und uns vor allem täglich dafür die Zeit nehmen sollten.“

Diese Erkenntnis aus der Fortbildung versucht Sylvie Ngangoué seitdem in ihren Alltag zu integrieren. Eine Übung, die sie gelernt hat und jedem empfiehlt, geht ganz einfach:

„Die Übung kann man überall machen – Zuhause oder draußen auf einer Bank, beim Warten im Amt, im Bus, im Stehen, Sitzen oder Liegen. Man fängt so an, dass man kurz innehält, um sich schaut, die Umgebung wahrnimmt und dann die Aufmerksamkeit auf sich konzentriert. Am besten den Rücken dabei gerade strecken, die Augen entweder schließen oder einen Punkt fixieren. Danach geht es darum, sich auf seine Atmung zu konzentrieren. Man atmet etwa vier Sekunden durch die Nase ein, hält kurz den Atem und atmet dann circa sieben Sekunden durch den Mund wieder aus. Das wiederholt man mehrere Minuten. Gerade diese Übung ist sehr leicht in den Alltag zu integrieren und wirklich hilfreich!“

Im Jahr 2023 waren unter unseren Klient:innen 73 Männer und 65 Frauen aus 33 verschiedenen Ländern.


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Der Schutz unserer Patient:innen ist uns wichtig. Deswegen arbeiten wir mit Anonymisierungen bei Persönlichkeitsdaten und Fotos.

* Die Tagesklinik im Zentrum ÜBERLEBEN wird in Kooperation mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Berlin-Campus Mitte (CCM) betrieben.

20.01.2025