Weltfrauentag 2025
Benachteiligt und doch resilient – Frauen auf der Flucht
Allein auf der Flucht. Als einzige Beschützerin von zwei kleinen Kindern, die man sicher nach Europa bringen möchte. Der Ehemann? Im Krieg verstorben. Die restlichen Familienmitglieder wurden auch als Soldaten eingezogen oder gefangen genommen. So sieht die Realität für tausende von Frauen auf der Flucht aus. Zum Internationalen Frauentag am 8. März möchten wir auf ihr Leid aufmerksam machen, das sich in vielerlei Hinsicht von dem unterscheidet, was männliche Geflüchtete durchmachen.
Krieg und Terror führen zu Qualen und Verlusten, von denen alle Menschen betroffen sind. Gewalt wird zur Normalität und es wird immer schwerer, sich oder die Angehörigen davor zu schützen. Während Männern in Kriegs- oder Konfliktregionen droht, als Soldat eingezogen oder zwangsrekrutiert zu werden, sind Frauen häufig diejenigen, die alleine zurückbleiben. Nicht selten haben sie Kinder, um die sie sich kümmern. Das Ergebnis: Sie müssen sich im schlimmsten Fall allein auf die Flucht begeben, wenn das Leben im Herkunftsland nicht mehr möglich ist, und geraten in Strukturen, in denen es keine Maßnahmen zu ihrem Schutz gibt.
In Geflüchtetenunterkünften an den EU-Außengrenzen werden simple Bedürfnisse wie ein Toilettengang in der Nacht zur Gefahr. Denn es passiert oft in solchen Situationen, dass Frauen überfallen werden und sexualisierte Gewalt an ihnen ausgeübt wird. Es bräuchte Schutzräume, um Frauen davor zu bewahren und Einrichtungen, die geschlechtergetrennte Unterbringungen sicherstellen. Die Realität sieht jedoch anders aus.
Auch wenn die Flucht gelingt und sie es beispielsweise nach Deutschland schaffen, fehlen auch hier Strukturen, die ihre besonderen Bedarfe berücksichtigen. Viele Frauen, nicht selten mit Kindern, fühlen sich allein gelassen. Sie tragen nicht nur für sich selbst Sorge, sondern möchten auch ein stabiles Leben für ihre Kinder aufbauen. Den Alltag im neuen Ankunftsland zu bestreiten, ist eine enorme Belastung, während sie die schrecklichen Erlebnisse ihrer Flucht noch immer unverarbeitet mit sich tragen.
Wenn wir von den „Geflüchteten“ sprechen, dann übersehen wir die Individuen und die Schicksale einzelner Gruppen, die ganz eigene Unterstützungsbedarfe haben. Und so sehen wir auch viel zu oft nicht die Frauen, die sich allein mit ihren Kindern den Alltag bestreiten müssen – die Überlebenden von Krieg, Verfolgung, Flucht und auch sexualisierter Gewalt. Welche bestmögliche Versorgung ihnen zukommen müsste, gerät gesamtgesellschaftlich aus dem Blick. Es bleibt den Betroffenen viel zu oft nur, sich mit persönlicher Resilienz durchzuschlagen, weil das System sie im Stich lässt.
„Etwa 50 % der geflüchteten Menschen sind Frauen und Mädchen. Sie sind vor, während und nach der Flucht besonderen Gefahren ausgesetzt, dazu gehören insbesondere sexualisierte Gewalt und Ausbeutung. Wir im Wohnverbund für Migratinnnen im ZÜ haben uns auf diese speziellen Bedarfe eingestellt. Wir schaffen einen sicheren Ort, an dem wir die Frauen dabei unterstützen, sich Schritt für Schritt einen neuen Alltag aufzubauen und die erlebten Gewalterfahrungen zu verarbeiten. Ich bin zutiefst beeindruckt von der Energie und der Kreativität unserer Klientinnen, die ich im Rahmen meiner Arbeit begleiten darf. Sie bringen viele Erfahrungen und Ressourcen mit, die wir gemeinsam mit ihnen (wieder-)entdecken und auf ihrem Weg in eine gesündere Zukunft nutzen können. Es ist wichtiger denn je, dass wir uns für einen gerechten Zugang zu psychosozialer Unterstützung und medizinischer Versorgung für geflüchtete Frauen und Mädchen einsetzen und auf ihre speziellen Bedürfnisse eingehen,“ so unsere psychologische Psychotherapeutin Anna Gröbler.
Zum Weltfrauentag richten wir, das Zentrum ÜBERLEBEN, unsere Augen auf diese Frauen. Wir als psychosoziales Zentrum unterstützen seit über 30 Jahren geflüchtete Menschen, unter ihnen unzählige Frauen, sich bestmöglich in ihrer neuen Lebenssituation einzufinden. Wir sehen ihren besonderen Schutzbedarf und geben unser Bestes, ihnen die psychosoziale Unterstützung zu bieten, die sie so dringend benötigen.
Doch viel zu viele geflüchtete Frauen und ihre Kinder sind nicht an Zentren wie das unsere angebunden. Oft wird ihr besonderer Schutzbedarf nicht erkannt. Es braucht dringend mehr Unterstützungsangebote für diese besonders vulnerable Gruppe, die ihre Bedarfe erkennen und ihnen helfen, ihr Recht auf Unterstützung zu erfüllen.
Wenn staatliche Förderungen nicht ausreichen, um die lebensnotwendige Versorgung innerhalb der psychosozialen Zentren zu sichern, brauchen wir Ihre Hilfe! Spenden Sie jetzt – zum Weltfrauentag.
* Der Schutz unserer Patient:innen ist uns wichtig. Deswegen arbeiten wir mit Anonymisierungen bei Persönlichkeitsdaten und Fotos.