Wissenschaftliche Abteilung
Versöhnungsbereitschaft
Konsequenzen extremer Traumatisierung
Menschenrechtsverletzungen prägen das Bild vieler Länder und Regionen. Weltweit werden zunehmend mehr Kriegstribunale und Versöhnungskommissionen etabliert, um systematische Menschenrechtsverletzungen aufzuarbeiten. Versöhnung wird dabei als Grundlage für einen gesellschaftlichen Neubeginn betrachtet und ist auch zum Schlüsselbegriff nachhaltiger Friedensaktivitäten geworden. Bisher wurde allerdings nicht hinreichend untersucht, ob auch den einzelnen Opfern eine Versöhnung hilft und in welcher Form individuelle Versöhnungsprozesse im Kontext von Menschenrechtsverletzungen ablaufen.
Das Ziel der durchgeführten Studien war die Überprüfung des Zusammenhangs zwischen individueller Versöhnungsbereitschaft und psychischer Gesundheit bei Opfern von Menschenrechtsverletzungen.
Zur Erfassung der Versöhnungsbereitschaft wurde in einem ersten Schritt ein geeigneter Fragebogen entwickelt und empirisch überprüft. Das hierbei entstandene Readiness to Reconcile Inventory (RRI) wurde bereits in mehreren Studien verwendet.
- In einer Querschnittsuntersuchung wurden Zusammenhänge zwischen Versöhnungsbereitschaft und psychischer Gesundheit bei kurdischen geflüchteten Menschen aus der Türkei analysiert.
- In einer weiteren Quer- und Längsschnittstudie wurde untersucht, in welchem Zusammenhang Kriegstribunale zur individuellen Versöhnungsbereitschaft und psychischen Gesundheit stehen. Dazu wurden Opfer des Pol-Pot Regimes, die sich im Rahmen des Khmer-Rouge Tribunals in Kambodscha als zivile Nebenkläger*innen beworben hatten, vor dem ersten Verfahren und nach dem ersten Urteil befragt.
- In einer Querschnittstudie in Kolumbien wurden Opfer des bewaffneten Konflikts zu ihrer Versöhnungsbereitschaft befragt. Alle Betroffene wurden im Rahmen der Gewalt in Kolumbien vertrieben und nahmen an einem Landrückgabe-Programm teil.
Förderung
Die Projekte wurden durch das Auswärtiges Amt sowie Psychology Beyond Borders gefördert.
Kooperationspartner
Freie Universität Berlin; TPO Cambodia; Tierra y Vida Colombia; Universität Bielefeld